Marketing Report

"Erstmal in eine gute Agentur"

Krieg, Krise, Inflation, die drohende Rezession und noch nicht überwundene Pandemie: Welche Folgen hat das alles absehbar für den Arbeitsmarkt in PR und Kommunikation, besonders für Berufs-Einsteigerinnen und -Einsteiger sowie Young Professionals?

In Zeiten von Krise, Krieg und Inflation werden Kommunikator:innen mehr gebraucht denn je. Unsere Profession hat eine ganz große Chance, sich noch besser zu positionieren und weiterzuentwickeln. Dafür brauchen wir dringend Menschen mit strategischem Gespür, Resilienz, Ruhe und sehr viel Neugier und Wissensdrang. Einsteiger und Young Professionals dürfen da im neuen Umfeld von Unternehmen auch erwarten, dass die mehr anbieten als Bezahlung und einen Schreibtisch, Unternehmen sind gefordert, sich auch mit Haltung und spannenden Aufgaben bei potenziellen Arbeitnehmer:innen zu "bewerben".  
 
Welche Fähigkeiten/Qualifikationen sind vor dem beschriebenen Hintergrund besonders gefragt?

Ruhe, Resilienz, Neugier (hinterfragen, mehr wissen wollen, hinter die Kulissen schauen …) ebenso wie strategisches Denken und versierten Umgang mit Themen und Botschaften.

Mit Blick auf den Nachwuchs/Young Professionals: Wo/bei welchen Kompetenzen sehen Sie die größten Defizite?
Themenmanagement – den Umgang mit Kommunikationskanälen verstehen sehr viele sehr gut, aber Themen gekonnt integriert, strategisch zu bearbeiten und dabei immer das große Ganze im Auge zu behalten, ist weniger weit verbreitet.

Nach den Erfahrungen durch zweieinhalb Jahre Pandemie: Brauchen Kommunikationsabteilungen und -Agenturen/-Dienstleister noch Büros – und wenn ja wofür?

Ob es klassische Büros mit Schreibtischen sein müssen, sei dahin gestellt. Ein Ort der Zusammenarbeit und physischen Zusammenkunft, an dem miteinander kreativ gearbeitet und kommuniziert werden kann, ist und bleibt meines Erachtens aber richtig wichtig.

Die wichtigste Frage, die Sie in jedem Bewerbungsgespräch stellen, lautet:
Wozu ist Kommunikation in einem Unternehmen gut? Was bringt’s, wenn sich ein Unternehmen das leistet? Und warum wollen Sie da mitmachen?

Eine Bewerberin/ein Bewerber fragt Sie: "Warum werde ich bei Ihnen beruflich glücklich?" – was antworten Sie?
Weil wir jeden Tag neue Herausforderungen haben, jeden Tag etwas Neues gestalten dürfen und ein tolles Team sind, das immer zusammenhält.

Wenn Sie heute 25 Jahre alt wären, würden Sie ... noch einmal mehr ins Ausland gehen.

Mit dem Wissen von heute: Nach welchen Kriterien würden Sie Ihren ersten Arbeitgeber auswählen?
Genauso wie damals – erstmal in eine gute Agentur, um die Breite der Themen und Tools richtig gut zu lernen.

Der schlechteste Rat, den Sie je bekommen haben, war: Studiere Recht oder BWL, dann bist du abgesichert – aber ich habe ihn ohnehin nicht befolgt.

Die wichtigste Mentorin/der wichtigste Förderer in Ihrer Laufbahn: Ich hatte nicht den einen Mentor/die eine wichtigste Mentorin. Die wichtigsten Mentoren waren die Fragestellungen und Herausforderungen, die ich gestellt bekommen habe – und viele viele Menschen, mit denen ich sie gemeinsam gemeistert habe und von denen ich viele unterschiedliche Dinge gelernt habe – darunter, wie man's macht, aber auch, wie man's nicht macht.

Einen miesen Chef/eine miese Chefin erkennt man an ... Desinteresse – auf gut österreichisch "Wurschtigkeit" – und übertriebener Eitelkeit.

Welches Buch sollten Kommunikationsprofis unbedingt gelesen haben?
"American Hero" von Larry Beinhart oder besser in filmischer Form: "Wag the Dog", weil da schon lange vor der Zeit von "Fake News" der Umgang mit alternativen Fakten inklusive der damit verbundenen Mechanismen aufs Korn genommen wird. Und die Verantwortung, die wir als Kommunikatoren tragen, klar wird.

Welche Netflix-Serie sollten Kommunikationsprofis unbedingt gesehen haben?

Serien fallen mir viele ein, aber am besten trifft es der Film "Don’t Look Up" – die beste Mediensatire seit langer Zeit für mich. Und unterhaltsam finde ich auch "Scandal" (auch wenn nicht auf Netflix) – für die Frage: "Wie weit würdest du gehen?"

Welchem Social-Media-Kanal sollten Kommunikationsprofis unbedingt folgen?

Darauf gibt es nicht die eine Antwort. Wir sollten unsere Augen und Ohren überall haben – beruflich je nach dem, wo die Interessensgruppen sind mit denen wir kommunizieren, privat ist das Geschmackssache.

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