Marketing Report
Grippe: Deutschland verfehlt Impfziel

Grippe: Deutschland verfehlt Impfziel

In Deutschland wir dieses Ziel weit verfehlt. Besserung ist nicht in Sicht: Die Impfquoten gehen sogar zurück. Das zeigen Daten des Beratungsunternehmens IQVIA.

Wer über die Nachhaltigkeit von Gesundheitssystemen nachdenkt, der kommt an dem Thema Prävention nicht vorbei. Denn was ist sinnvoller als Krankheiten und ihre Komplikationen zu vermeiden, bevor sie entstehen? Impfungen gelten als die Königsklasse in Sachen Krankheitsvermeidung. 

75 Prozent Impfrate bei den über 65-Jährigen: Das empfiehlt die WHO, damit ein Gemeinschaftsschutz möglich ist und das Influenzavirus es möglichst schwer hat, sich in der Gesellschaft auszubreiten. Davon ist Deutschland weit entfernt: Gerade mal ein Drittel (34,8%) ist geimpft. Das zeigen Daten, die IQVIA in dem Report „Impfungen in Deutschland 2021 – Einblicke und Ergebnisse“ zusammengestellt hat. Das WHO-Ziel wird zwar von den wenigstens Ländern erreicht, allerdings können zum Beispiel die USA und Großbritannien mit Werten um die 70 Prozent aufwarten.

Dabei gilt besonders seit der Zirkulation des SARS-CoV-2-Virus, dass Erkrankungen, die den Atemwegsbereich betreffen, vermieden werden sollten – neben einer Grippe ist das zum Beispiel eine Pneumokokken-Infektion. Zu Beginn der Pandemie stiegen die Pneumokokken-Impfungen an: „wahrscheinlich, weil im Zuge der Verbreitung der SARS-CoV-2-Infektion dafür sensibilisiert wurde, dass Pneumokokken Lungenentzündungen verursachen können, was in Kombination mit COVID-19 ein vermehrtes Risiko vor allem für ältere Betroffene darstellen würde“, so IQVIA. Aber mittlerweile hat sich die Inanspruchnahme der Vakzine wieder auf dem niedrigen vorpandemischen Niveau eingependelt. Und für die Influenzaschutzimpfung gilt sogar: „Im Herbst 2021 wurden rund 10 Prozent weniger Grippe-Impfungen für GKV-Versicherte verabreicht als im Jahr davor.“ Das Präventions-Gap wird größer.

Immerhin: Im Mai hat der Bundestag – ermutigt durch Beispiele im Ausland und durch Modellprojekte in bestimmten deutschen Regionen – den Weg frei gemacht, dass nun auch Apotheken Grippeschutzimpfungen durchführen können (s. das Interview mit dem Apotheker Ramin Heydarpour von Pfizer). Der Gedanke dahinter: Eine Impfung zu bekommen soll einfacher werden – Impfen soll alltagstauglicher werden.

Tatsache bleibt: Eine Influenza-Infektion wird häufig nicht ernst genommen, oft genug mit einer Erkältung in einen Topf geworfen oder als „grippaler Infekt“ verharmlost. Unterschätzt werden auch die aus einer Infektion mit dem Influenza-Virus entstehenden möglichen Komplikationen, die sich gerade im Alter zu lebensgefährlichen Ereignissen wie Herzinfarkt entwickeln können. Studiendaten deuten darauf hin, dass sich das Herzinfarktrisiko durch die Grippeschutzimpfung um 15 bis 45 Prozent reduzieren lässt (s. „Grippeschutzimpfung dringend empfohlen“). Auch regelmäßiges Impfen bietet offenbar höheren Schutz: Eine Studie aus Spanien hat gezeigt, dass bei Erkrankten mit mindestens 4 Impfungen in Jahresfolge der Schutz vor einer leichten Grippe im Mittel um 30 Prozent höher war als in der Kontrollgruppe. Der Schutz vor einem Krankenhausaufenthalt war sogar um 74 Prozent, vor einem tödlichen Verlauf der Influenza um 70 Prozent höher (s. „Grippeimpfung: Jährliches Impfen ist hocheffektiv“). Fazit der Forscher:innen: „Wiederholtes Impfen gegen die Influenza in der Prävention vor einer schweren oder tödlichen Infektion war hocheffektiv.“ 

In Deutschland ist die Grippeimpfung empfohlen für alle Menschen ab 60 Jahre und „Personen jeden Alters mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens“ (Zitat Robert Koch-Institut) – etwa bei Diabetes, Multiple Sklerose oder HIV. Außerdem sollten sich Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen, alle gesunden Schwangeren ab dem 2. Trimenon, Schwangere mit einer chronischen Grundkrankheit ab dem 1. Trimenon oder Personen mit erhöhter beruflicher Gefährdung, zum Beispiel medizinisches Personal, impfen lassen.

pharma-fakten.de 

 

Abonnieren Sie unseren Newsletter